Die Kunst schlagt Brucken. Im Kulturzentrum Ostpreussen

In Ellingen - Laudatio: Reiner Joppien

30, April 1996

ELLINGEN (mef) - Das gesamte Spektrum seiner Werke stellt zur Zeit der Maler Oleg Pjanov aus Konigsberg in den Raumen des Kulturzentrums Ostpreussen in Ellingen aus. Zur Vernissage war der Kunstler personlich anwesend.

Bei der Ausstellungseroffnung begrusste der Leiter des Kulturzentrums Ostpreussen in Ellingen, Wolfgang Freyberg neben dem Maler Oleg Pjanov und seiner Gattin die Vertreter der Vertriebenenverbande sowie Landratstellvertreter Hermann Roth und fur die Stadt Ellingen den 2. Burgermeister Michael Bittner. Freyberg freute sich ferner fur die Laudatio den Kunstler und Architekten Reiner Joppien aus Ellingen gewonnen zu haben.

In seinen Einfuhrungsworten ging Joppien auf die Gemeinsamkeiten seiner Person Oleg Pianov ein. Er, Joppien, ein geborener Konigsberger, Pjanov seit seinem 5. Lebensjahr dort lebend. Beide seinen Kunstler, beide Maler - wenn auch durch das unterschiedliche Alter ausverschiedenen Zeitabschnitten. Er habe das unzerstorte Konigsberg gekannt, Oleg Pianov nur die Ruinen, die Trummer, den teilweisen Wiederaufbau. Und gerade diese Zeit versuche der russische Maler in seiner Dokumentation festzuhalten, in kritischer Auseinandersetzung mit der nach dem Kriege herrschenden Schicht.

Technisch versierte Radierkunst und strukturbetonter Pinselstrich zeigen die zerstorte Stadt, die Abblockung westlicher Einflusse, manchmal Resignation und die vorsichtige Kritik. Joppien zufolge bilden die Graphiken und Bilder des Russen Ansatzpunkte fur den Einblick in die ostliche Welt, fur Begegnung und Annaherung - denn alle Arten von Kunst und Sport seien Brucken zum Nachbarn, so sie genutzt werden.

Allerdings sei die Gefahr nicht zu unterschatzen, dass durch wachsende Kriminalitat und Waffengeschafte diese muhevoll aufgebauten Brucken ins Wanken geraten konnen.

Fur Oleg Pjanov selbst wirken die noch bestehenden alten deutschen Stadtviertel wie eine Kunstausstellung. Leider verfalle das Bestehende mehr und mehr oder wurde absichtlich von planmassiger Politik zerstort. In seinen Werken zeigt er aber auch andere Themen, unter anderem Gegensatze zu westlichen Stadten, ubergrosse Protrats mit Menschen, die es in Deutschland uberhaupt nicht gibt und nicht zuletzt einen Zyklus uber "Tschernobyl", da nach Pjanovs Meinung diese menschliche Tragodie in grossformatigen Bildern, die keine Frohlichkeit ausstrahlen, auf jeden Fall kunstlerisch dargestellt werden musse.

Die Ausstellung umfasst auf der Graphikseite reine Radierungen, Mischungen daraus mit Aquarell und Atzung sowie Lithographien. Auf dem Malsektor sind Bilder mit Ol auf Leinwand, Gouache, Feder, Tusche und Lack zu finden. Dargestelt werden Landschaften, Stadteansichten, Szenen aus dem taglichen Leben, von Arbeit, Freizeit und Festlichkeiten sowie die Serie "Tschernobyl". Bel einem Rundgang durch Prasentationsraume gab der Kunstler Erlauterungen zu den einzelnen Bildern, die im ubrigen fast alle gekauft werden konnen.